Maßnahme trotz Arbeit

Bereits in der letzten Woche habe ich eine junge Frau kennen gelernt, die von Ihrem Jobcenter in dieser Maßnahme genötigt wurde. Obwohl sie einem Minijob nachgeht und regelmäßig die vom Jobcenter geforderten Bewerbungen schreibt, muss sie sich nach getaner Arbeit in den Räumen des Trägers einfinden und ihre Zeit absitzen.

Und genau so empfindet sie es, jetzt, nachdem sie mittlerweile zwei Wochen dieser Maßnahme hinter sich hat. Sie findet sich nach der Arbeit hier ein, setzt sich in den Aufenthaltsraum oder an einen der Computer und wartet im Wesentlichen darauf, dass die Zeit vorüber geht.

Natürlich hatte sie bereits ein paar wenige Termine mit ihrem Coach, bei denen festgestellt wurde, dass ihre Bewerbungsunterlagen bei einem vorangegangenen Bewerbungstraining bereits optimal zu sein scheinen. Lediglich ein paar Aktualisierungen seien vorgenommen worden, berichtet die verzweifelte Frau.

Immer wieder werde sie gedrängt, mit ihrem Arbeitgeber zu sprechen, die Spätschicht zu übernehmen. Dann könne Sie bereits am Vormittag an der Maßnahme teilnehmen und würde nicht so viel verpassen, hieß es. Am Anfang hätte sie vielleicht noch geglaubt, dass sie tatsächlich etwas verpassen könnte. Nachdem Sie allerdings bereits zwei Wochen hier vor sich hin vegetiert, kann sie sich das nicht mehr vorstellen.

Warum sie hier ist, ist ihr vollkommen unklar. Immerhin geht sie regelmäßig arbeiten und schreibt Bewerbungen. Mehr tut sie hier auch nicht. Diese Maßnahme bringt ihr keinen Vorteil. Statt sich um Haushalt und Kind zu kümmern, sitzt sie hier nach der Arbeit herum.

Das kann doch nicht im Sinne von irgendjemandem sein. Da fragt man sich doch, wer von diesem Unsinn profitiert. Der Arbeitslose, pardon die in einem Minijob arbeitende Mutter, hat sicher nichts davon. Der Steuerzahler, der sowas mitfinanzieren muss, sicher auch nicht. Bleiben noch Jobcenter und natürlich der Maßnahmeträger. Beide profitieren von diesem Blödsinn. Das Jobcenter kann seine Statistik ein wenig schönen, weil Teilnehmer solcher Maßnahmen nicht als arbeitslos gelten und der Anbieter dieser Maßnahme bekommt natürlich Geld für seine Bemühungen.

Unterm Strich profitieren also Jobcenter und Maßnahmeträger auf Kosten der Steuerzahler und der psychischen Gesundheit der Zwangsteilnehmer.

Da ist man doch geneigt nachzufragen, ob und wenn welche Verflechtungen zwischen Jobcenter und den sogenannten Bildungsträgern existieren. Kennt man sich einfach nur und tut sich gegenseitig einen Gefallen, wäscht da eine Hand die andere oder wie können sich solche immer wieder als sinnlos entlarvte Maßnahmen über die letzten Jahre so hartnäckig halten? Bestimmt ist es für ein Jobcenter total bequem, einfach mal immer wieder eine Hand voll Menschen in eine dieser Maßnahmen zu stecken und dadurch ihre Zahlen, die sie regelmäßig abliefern müssen, zu verbessern. Wer aber denkt dabei an die Menschen, die dadurch leiden und vielleicht auch auf der Strecke bleiben?

 

1 Kommentar zu „Maßnahme trotz Arbeit

  1. Furchtbar :-(. Ich mag gar nicht hochrechnen, was das für die Gesellschaft bedeutet.
    Für die Mutter bedeutet es eine emotionale Abwärtsspirale – Gefühl von Sinnlosigkeit und Frust, Stress, Schuldgefühle, weil sie für ihr Kind nicht da sein kann. Im Zweifel wird sie in dessen Folge aufgrund von Energieverlust für die Gesellschaft ein „Dauerkrüppel“ – nicht mehr arbeitsfähig, krank usw.
    Das Kind, sollte es noch jung sein, wird vmtl. in der Zwischenzeit zwangsweise in Kita oder Kindergarten untergebracht oder alternativ in der guten Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag von der Schule – damit es ja nicht auf der Straße landet.
    Die entspannte, gut gelaunte Mutter, der Fels in der Brandung, fehlt. Aber momentan scheint der Trend vorzuliegen, dass Kinder in Wirklichkeit den Staat brauchen, nicht die Eltern.
    Anstatt die Mutter wirklich sinnvoll zu unterstützen, mit einem Job, der sie erfüllt und ein vernünftiges Einkommen einbringt (warum gibt es eigentlich so viele 450€ Jobs?), so dass sie auf lange Sicht aus Alg II raus ist, macht man so etwas und lobt das als sozial und unterstützend.
    Kurzsichtig!

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